Zum Hauptinhalt springen

Energiekosten: Märkische Industrie schlägt Alarm

Das Entlastungspaket III der Bundesregierung wird den Herausforderungen von Wirtschaft und Industrie nicht gerecht. „Die Lage der heimischen Unternehmen ist dramatisch“, schlägt Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des Märkischen Arbeitgeber-verbandes (MAV), Alarm. „Die Rückmeldungen unserer Verbandsmitglieder haben in dieser Woche einmal mehr gezeigt, dass die aktuellen Kostensteigerungen existenzbedrohend werden können.“ Mehrere Unternehmer unterstützen den Alarmruf Richtung Politik mit Beispielen aus ihren Unternehmen. 

Die internationale Wettbewerbsposition der heimischen Industrie ist gefährdet

„Die Kosten steigen in unbeherrschbarem Umfang, bedrohen die Liquidität und verschärfen die Wettbewerbssituation unserer Mitglieder auf internationaler Ebene“, so Maier-Hunke. Betriebe in europäischen Nachbarländern bezögen Energie zu deutlich niedrigeren, zum Teil gedeckelten Preisen. Der MAV sei über den Landesverband in ständigem Kontakt mit dem zuständigen Landesministerium sowie mit der Staatskanzlei in der Landeshauptstadt und den Dachverbänden auf Bundesebene. Die Dramatik der Lage aus Unternehmersicht sei immer noch nicht in allen Köpfen angekommen. „Wir drängen auf eine Analyse der internationalen Wettbewerbssituation“, so Maier-Hunke. „Wir fordern schnell brauchbare Lösungsvorschläge und Entlastungen für die Betriebe, insbesondere mit Blick auf den Mittelstand.“

Die Rückmeldungen aus den Unternehmen, welche den MAV erreichen, unterstreichen den Ernst der Lage. Hier nur einige Beispiele: 

Jörg Lohölter, Geschäftsführender Gesellschafter Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG, Iserlohn:
„Auf Basis der aktuellen Zahlen betragen die Mehrkosten für Energie ab 2023 für uns bis zu 35 Millionen Euro jährlich. Weitere Folgemehrkosten kommen noch hinzu. Die Liquiditätsbelastung wird in der Wertschöpfungskette nicht durchgängig zu tragen sein. Erste Betriebe stellen bereits ihre Produktion ein, weitere werden folgen, und die Auswirkungen auf die Lieferketten sind nicht absehbar. Ohne einen politischen Eingriff werden die Energiepreise zu einem massiven konjunkturellen Einbruch, dem Stillstand ganzer Branchen sowie deutlich höherer Arbeitslosigkeit und der Zunahme von Armut führen.“

Thomas Nagel, Geschäftsführer Gebr. Nagel GmbH, Hagen:
„Die Dramatik liegt nicht nur in der Gasversorgungslage. Die Strompreisentwicklung erlebt vielfach auch bereits eine Vervierfachung bis zur Versiebenfachung, zumindest bei unserem Stromverbrauch. Für uns würde nur eine Vervierfachung bereits eine jährliche finanzielle Mehrbelastung von mehr als zwei Millionen Euro bedeuten. Diese Kosten können wir, wenn überhaupt, nur zu einem geringen Teil an unsere Kunden weitergeben, da diese sich dann noch verstärkt in Richtung Asien orientieren werden. Hier muss die Politik gegensteuern!“

Gert F. Middendorf, Geschäftsführender Gesellschafter Muschert + Gierse, Neuenrade:
„In unserer Branche der Galvano- und Beschichtungstechnik sind die exorbitanten Preissteigerungen existenzbedrohend. Daher sind wir gezwungen, die utopischen Kosten für Energie an unsere Kunden weiterzugeben, da wir ansonsten innerhalb kürzester Zeit Insolvenz anmelden müssten. Ich mache mir dabei aber auch ernsthaft Sorgen um unseren großartigen Industriestandort Deutschland. Mit den aktuellen Energiebeschaffungspreisen werden wir dazu beitragen, am europäischen wie auch am Weltmarkt keine große Rolle mehr zu spielen. Wir benötigen kurzfristig eine Preisdeckelung für Gas, Strom und Öl sowie die Einführung eines europaweit einheitlichen Industrie-Strompreises.“

Matthias Kampschulte, Geschäftsführer Gerbracht GmbH, Schwelm:
„Die Unsicherheit beginnt, wenn, wie bei uns im kommenden Jahr, der aktuelle Energieliefervertrag zu den alten Konditionen ausläuft. Zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen im Ennepe-Ruhr-Kreis machen sich große Sorgen um ihre wirtschaftliche Existenz. Kein Wunder, liegt der Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten doch für viele Betriebe heute schon bei 30 bis 40 Prozent. Einige Unternehmer haben den Eindruck, dass die Politik sich gar nicht mehr für die Sorgen der kleinen und mittleren Unternehmen interessiert.“