Zum Hauptinhalt springen

Konjunkturumfrage: Krise und Hoffnungen in der M+E-Industrie

Das Jahr 2020 hat die Betriebe der heimischen M+E-Industrie natürlich mit den großen Belastungen der Corona-Krise konfrontiert. Dies zeigt sich in einer negativen Beurteilung der wirtschaftlichen Lage. Für 2021 sind die Aussichten auch eher verhalten, wenngleich verbunden mit ersten Hoffnungen auf eine relative Besserung. Dies sind Ergebnisse der Konjunkturumfrage des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV) unter seinen Mitgliedsbetrieben. Sie lassen kaum wirtschaftlichen Spielraum für die aktuelle Tarifrunde erkennen.

Die Auswirkungen der Corona-Krise sind in den Umfrageergebnissen deutlich sichtbar: 64 Prozent der teilnehmenden Betriebe hatten im vergangenen Halbjahr Kurzarbeit angemeldet, 44 Prozent planen damit auch 2021. 41 Prozent der Betriebe sagen, die Geschäftslage sei schlecht (Vorjahr: 34 Prozent). Auch der Anteil der Unternehmen mit zuletzt schlechter Ertragslage hat von 36 auf 46 Prozent zugenommen. Eigenkapital wurde zunehmend aufgezehrt.

Ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau rechnen nun mehr Betriebe mit einer Verbesserung als mit einer Verschlechterung ihrer Lage: 28 Prozent erwarten im kommenden Halbjahr bessere Geschäfte, 11 Prozent schlechtere, der Rest erwartet keine Veränderung. Die Auftrags- und Ertragserwartungen hellen sich ebenfalls etwas auf – allerdings im Vergleich zur Jahrhundertkrise der Pandemie. Die prognostizierte Verbesserung der Geschäftslage deutet zunächst eine Rückkehr zum Niveau der Vor-Corona-Zeit an, welches bereits durch eine Rezession gekennzeichnet war. Eine Seitwärtsbewegung auf niedrigem Niveau.

Im Hinblick auf Investitionen fehlt der Mehrheit der Betriebe die Finanzkraft für eine deutliche Trendwende. Zwar nimmt die Absicht, Investitionen zu reduzieren, im Vergleich zum Vorjahr von 34 auf 27 Prozent (Inland) bzw. von 33 auf 20 Prozent (Ausland) ab. Trotzdem wollen weiterhin mehr Betriebe Investitionen reduzieren als ausweiten.

Bemerkenswert ist, dass 78 Prozent der Betriebe – und damit etwas mehr als im Vorjahr – mit einer unveränderten Zahl von Ausbildungsplätzen planen. Sechs Prozent gehen sogar von einer Zunahme aus. In vielen Betrieben wird zudem der Wille zum Halten der Mitarbeiter deutlich: Immerhin fast zwei Drittel der Unternehmen gehen die Zukunft mit ihren Stammbelegschaften an. Das sah in den vergangenen sechs Monaten noch schlechter aus – spiegelt aber noch nicht mögliche Auswirkungen der Tarifrunde wider. Die Gewerkschaft fordert u.a. 4 Prozent mehr Volumen beim Entgelt. Das könne nicht ernst gemeint sein, so Horst-Werner Maier-Hunke, Vorsitzender des MAV. „Diese Forderung passt momentan so gar nicht in die Landschaft.“

Die Umfrage des MAV wurde ab Mitte November 2020 durchgeführt. Die Antwort-Quote der Verbandsmitglieder ist seit Jahren überdurchschnittlich hoch. Erneut haben mehr als 100 Betriebe mit rund 22.400 Beschäftigten und 674 Ausbildungsplätzen teilgenommen. Größere Gruppen sind zum Beispiel in der Herstellung von Metallerzeugnissen, in der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie im Maschinenbau tätig. Weitere Betriebe kommen u.a. aus den Bereichen Elektrotechnik, Automobilbau und industrienahe Dienstleistungen. Die Exportquote der Teilnehmer liegt bei rund 30 Prozent. Das Verbandsgebiet des MAV umfasst den nördlichen Märkischen Kreis, Hagen und den Ennepe-Ruhr-Kreis.

Horst-Werner Maier-Hunke (Foto: IW Medien / Roth)