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Krisengespräch mit der Ministerin

Am 26. Januar wurde die Straßenbrücke der B236 in Nachrodt-Wiblingwerde für den Verkehr gesperrt. Gleichzeitig ist bekanntlich schon länger die A45 bei Lüdenscheid gesperrt, und die B236-Brücke in Altena kann durch Schwerlastverkehr nicht befahren werden. Was bedeutet dieses Szenario für die Unternehmen auf der Lenneschiene? Der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) hat es im Rahmen einer Blitzumfrage abgefragt und die Nöte der betroffenen Betriebe heute NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur vorgetragen.  

Am 31. Januar fand ein Krisengespräch zwischen der Ministerin, Birgit Tupat, Bürgermeisterin der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde, Dr. Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK, und MAV-Geschäftsführer Özgür Gökce statt. Es war ein offener und konstruktiver Austausch der Beteiligten. Neben den Ausführungen der Bürgermeisterin zur aktuellen Situation vor Ort konnten die Vertreter der SIHK und des Arbeitgeberverbandes die Notlage der Gewerbetreibenden (Handel und Dienstleistung) und der Industrie darstellen.

Die Ministerin hat unterstrichen, dass diese wichtige Wirtschaftsregion – wieder einmal – unverschuldet in eine Notlage geraten ist. Es soll geprüft werden, wie das Land möglichst schnell und unbürokratisch im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützen kann. Hierzu könnten die Förderinstrumente in Folge der A45-Sperrung als Grundlage dienen. Alle Beteiligten haben sich für eine offene und transparente Kommunikation ausgesprochen und wollen in einem engen Kontakt bleiben.

Folgen entlang der gesamten Lenneschiene

Wie ernst die Lage vor Ort ist, zeigt die Blitzumfrage des MAV. 34 Betriebe von Iserlohn über Altena bis nach Plettenberg gaben innerhalb weniger Stunden an, von der Brückensperrung in Nachrodt negativ betroffen zu sein. Nahezu ebenso viele befürchten wegen der erschwerten Erreichbarkeit den Weggang von Mitarbeitern, oder dass sich neue Mitarbeiter nicht mehr bewerben. Die Folgen für die Bewerbung von Auszubildenden für das nächste Ausbildungsjahr sind noch gar nicht abzusehen.

Ebenso tun sich viele Betriebe noch schwer, den monetären Schaden durch die Brückensperrung bereits heute in Euro und Cent zu beziffern. Wer es sich zutraut, geht durchaus von vierstelligen Einbußen pro Tag aus. 

Anreise der Mitarbeiter und Logistik erschwert

Besonders anschaulich werden die Folgen der Brückensperrung durch Schilderungen einzelner Unternehmer:

„Die Mitarbeiter sind massiv frustriert und kommen zu spät oder momentan gar nicht (AU oder Urlaub).“

„Die Unterbrechung der Produktion aufgrund fehlender Mitarbeiter ist sehr kostspielig.“

„Es gibt Unruhe in der Belegschaft aufgrund dieser Situation."

„Pendelzeiten haben sich mehr als verdreifacht. Ebenfalls sind die Logistik und der Werksverkehr gestört.“

„Durch die Brückensperrung erhöhen sich unsere Frachtkosten massiv, sowohl einkaufs- wie verkaufsseitig. Teilweise ist der benötigte Laderaum seit der Brückensperrung im Markt nicht vorhanden.  Der administrative Aufwand der Logistikabteilung steigt massiv zur Organisation der benötigten Transporte. Kundenseitig gibt es wenig bis kein Verständnis für eventuelle ‚Sonderkosten‘.“

„Zulieferer lehnen die Zusammenarbeit ab oder erhöhen die Preise bei Beauftragung.“

„Außendienstmitarbeiter aus dem Ruhrgebiet kommen nicht Richtung Altena.“

„Der einzige praktikable Weg Richtung Süden mit dem PKW ist so nicht mehr verfügbar. Dies gilt für Kundenbesuche, Anreisen zum Flughafen Frankfurt etc.“

Beispiel Walzwerke Einsal

Einer der Unternehmer, die besonders von der jüngsten Brückensperrung betroffen sind, ist Geschäftsführer Dr. Bodo Reinke von Walzwerke Einsal in Nachrodt-Wiblingwerde. Er liefert eine ähnliche Lagebeschreibung wie die Umfrageteilnehmer:

„Die Verkehrssituation rund um Lüdenscheid herum hat bereits zu erheblichen Logistikproblemen für unseren Güter- und Personenverkehr geführt. Es wird immer schwerer, noch Mitarbeiter zu finden, die in dieser Region arbeiten wollen. Nach der Brückensperrung haben uns Lieferanten angekündigt, dass die Spediteure Nachrodt nicht mehr oft ansteuern werden. Unsere Mitarbeiter rebellieren, weil sie die riesigen Umwege zum Arbeitsplatz weder zeitlich noch kostenmäßig tragen können.

Wir haben einen Shuttle-Service eingerichtet, der einige Mitarbeiter an der Behelfsbrücke abholt. Lange können wir die Geduld der Beteiligten nicht mehr strapazieren. Eine finanzielle Entschädigung für Unternehmen und Mitarbeiter wäre wünschenswert, kann aber von Walzwerke Einsal momentan nicht getragen werden.“

Wie weit die Auswirkungen reichen, zeigt außerdem das Beispiel der Firma Rötelmann in Werdohl. Auch dort sind Mitarbeiter von der Anreise aus Richtung Norden abgeschnitten. Rötelmann zahlt ihnen das Taxi vom Bahnhof zum Betrieb.