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Wie wählen Jugendliche ihren Ausbildungsbetrieb?

Was ist Jugendlichen bei der Wahl ihres Ausbildungsplatzes wichtig? Was erwarten sie von einem Ausbildungsbetrieb? Dazu gibt es zahlreiche Studien – in der Regel allerdings auf überregionaler Ebene. Der Märkische Arbeitgeberverband hat nun eine Umfrage in der Region durchgeführt. Befragt wurden Schülerinnen und Schüler, die die Ausbildungsmesse „Karriere im MK“ 2023 in Hemer besucht haben. Ein Ergebnis: Gehalt und Karriere spielen für die Jugendlichen eine wichtige Rolle.

Gesucht: Gutes Gehalt, Sicherheit und Sinn

Zwei Themenfelder scheinen die Jugendlichen bei der Wahl des Ausbildungsplatzes stark zu beeinflussen: Gehalt und Karriere, aber auch „ein gutes Gefühl“. Bei der Frage „Welche Aspekte sind dir für die Auswahl eines zukünftigen Ausbildungsbetriebs besonders wichtig?“ entfielen viele Antworten auf „Gutes Gehalt“, „Weiterbildungsmöglichkeiten“ und „Aufstiegsperspektiven“. Starke Ergebnisse erzielten allerdings auch die Antwortvorgaben „Arbeitsplatzsicherheit“, „Das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun“ sowie „Gemeinschaftsgefühl bei der Arbeit“.

Bereits seit Jahren versuchen sich Betriebe gegenüber den Jugendlichen mit Zusatzleistungen zu profilieren. Was aber „zieht“ von diesen Angeboten wirklich? Der berühmte „Obstkorb“ ist es jedenfalls nicht. Er landete bei der Befragung eher auf den hinteren Plätzen. Andere Zusatzleistungen werden uneinheitlich bewertet. Zu beobachten ist jedoch, dass Leistungen im Themenbereich Mobilität gut abschneiden. Dazu gehört die Gewährung eines Dienstfahrzeugs genauso wie das Sponsoring eines Jobtickets.

Wirkungsvolle Informationsquellen

Und welchen Informationsquellen trauen die Jugendlichen, wenn sie mögliche Ausbildungsbetriebe sichten und bewerten? Am meisten vertrauen sie persönlichen Erfahrungen oder dem Rat bekannter Menschen: Eigene Erfahrungen in Praktika sowie Empfehlungen von Freunden und Bekannten sind eindeutig die Spitzenreiter, wenn es darum geht, wie man sich über den zukünftigen Ausbildungsplatz informiert. Darüber hinaus ist der Internetauftritt des Unternehmens dessen wichtigste Visitenkarte.

Gute Nachricht für die „Karriere im MK“: Auch Ausbildungsmessen schneiden recht gut ab, wenn es um den Einfluss auf die Wahl des Ausbildungsplatzes geht.

Persönliche Kontakte sind gefragt

Jugendliche schätzen den persönlichen Kontakt. Sie wollen mit handelnden Personen sprechen, sich aber auch gerne Auge in Auge für einen Job empfehlen. Erstkontakt zum Ausbildungsbetrieb? Am liebsten persönlich. Wie könntest du deinen zukünftigen Arbeitgeber am besten von deinen Fähigkeiten überzeugen? Das klassische Bewerbungsgespräch, Probearbeiten oder ein längeres Praktikum sind hier die klaren Favoriten. 

Der persönliche Kontakt mit Ausbildern und „echten“ Azubis steht bei den Jugendlichen auch auf einer Ausbildungsmesse hoch im Kurs. Außerdem zeigt sich der primäre Orientierungscharakter einer solchen Messe. Nur eine Minderheit will gleich vor Ort Bewerbungen abgeben.

Auf Ausbildungsmessen Unentschlossene gewinnen

Auf einer Ausbildungsmesse besteht die Möglichkeit, viele noch Unentschlossene für eine Ausbildung zu gewinnen. Etwa die Hälfte der Messebesucher ist sich noch nicht sicher, ob eine duale Ausbildung für sie infrage kommt. 30 Prozent hingegen wissen das schon.

Verbände und Unternehmensvertreter bedauern bereits seit Jahren, dass das Studium bei Eltern und Jugendlichen häufig als allein „selig machender“ Karriereweg betrachtet wird. Unter den Teilnehmern der Hemeraner Umfrage ist das Studium ebenfalls Konkurrent der Ausbildung. Im Studium und in der Ausbildung sehen etwa gleich viele junge Messebesucher für sich optimale Karriereaussichten.

Verunsicherung bei vielen Jugendlichen

Gerade nach der Corona-Krise macht eine Erkenntnis jedoch auch nachdenklich: Einige Jugendliche lassen sich durch Zukunftsangst und Selbstzweifel von einem Ausbildungsstart abhalten. Die Mehrheit bejaht die Frage „Gibt es Faktoren, die dich momentan von einer Bewerbung um einen Ausbildungsplatz abhalten?“. Die meistgenannten Gründe lassen aufhorchen: „Zukunftsangst“, „Das Gefühl, noch nicht reif genug zu sein“ und „Das Gefühl, fachlich nicht gut genug auf eine Ausbildung vorbereitet zu sein“. Hier bieten sich für Unternehmen Ansatzpunkte für eine ermutigende, wertschätzende Ansprache.

Die Jugendlichen mögen es offensichtlich, gefragt zu sein und umsorgt zu werden. Nur eine sehr kleine Minderheit sieht die zahlreichen derzeit existierenden Angebote zur Berufsorientierung skeptisch. Kein Grund also für Verbände wie den MAV, Institutionen und Unternehmen, hier weniger anzubieten.

An der Befragung nahmen mehr als 600 Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Schulformen teil. Sie wurde von September bis November 2023 durchgeführt.

Dr. Andreas Weber, Leiter Öffentlichkeitsarbeit & Bildung beim MAV, stellte die Umfrageergebnisse auf der Netzwerk-Veranstaltung SCHULEWIRTSCHAFT am 22. Februar vor.