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Björn Bender: „Es fehlt der Befreiungsschlag“

Björn Bender, Geschäftsführer der SDC Service- und Dienstleistungs-Center GmbH in Neuenrade.

„Alles ist messbar“ ist das Motto der SDC Service- und Dienstleistungs-Center GmbH in Neuenrade. Im Bereich der automatisierten Sortierung ist sie der größte Anbieter ihrer Art in Deutschland. Das Marktumfeld für SDC verändert sich gerade zusehends. Geschäftsführer Björn Bender sagt: „Die Arbeitskosten in Deutschland sind im internationalen Wettbewerb einfach zu hoch.“

Wie viele Mittelständler aus der Märkischen Region ist Björn Bender heimatverbunden. Er wohnt in Balve, spielt im Fußballverein, ist seit 25 Jahren in der Freiwilligen Feuerwehr. Bender ist Arbeitgeber für 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Er setzt auf moderne Sortiermaschinen, um selbst große Teilemengen seiner Kunden effektiv überprüfen und sortieren zu können. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.

„Unsere wirtschaftliche Lage ist zurzeit noch einigermaßen gut“, sagt der Geschäftsführer. Aber die Wirtschaftskrise in Deutschland hinterlässt trotzdem Spuren. Die Regelaufträge für SDC sind weniger geworden. Gleichzeitig nehmen Aufträge zu, die mit Reklamationen zusammenhängen. Eine Folge der Krise in anderen Betrieben? „Wenn Mitarbeiter weniger zu tun haben, haben sie mehr Zeit, um Umlaufbestände zu prüfen“, vermutet Bender. Die Folge sind Reklamationen bei seinen Kunden. Die wenden sich dann an ihn, um die gesamten Chargen prüfen zu lassen.

So hat sich die Anzahl der Aufträge zuletzt erhöht, das Volumen pro Auftrag jedoch sinkt häufig. Rüstkosten fallen in kleineren Abständen an.

Viele Herausforderungen für Unternehmer

Auf die Frage nach aktuellen Herausforderungen für seinen Betrieb muss Bender nicht lange überlegen: die Inflation, die Erhöhung des Mindestlohns, das Ausbleiben von Reformen. Arbeitskosten in Deutschland seien einfach deutlich höher als im benachbarten Ausland. „Und für unsere Kunden ist es eigentlich egal, ob sie ihre Waren zu uns oder beispielsweise zu einem tschechischen Wettbewerber bringen“, so Bender.

„Politisch wurde viel versprochen und bislang wenig gehalten. Wir fühlen uns allein gelassen. Es fehlt der wirtschaftliche Befreiungsschlag“, sagt der Geschäftsführer. „Alle Nachrichten sind nur noch negativ. Das motiviert nicht. Dabei ist man als Unternehmer eigentlich bereit, mutig nach vorne zu gehen.“ 

Bender hat klare Wünsche an die Politik: Die neuen Schulden Deutschlands müssten in die Infrastruktur und in die Wirtschaft fließen. Außerdem wünscht er sich Steuererleichterungen, geringere Energiekosten und endlich strukturelle Veränderungen.

Investitionen in die Zukunft

Dann ergäben sich Rahmenbedingungen, die endlich wieder Mut machten zu investieren. Anlässe für Investitionen gibt es schließlich genug. „Wir müssen unbedingt Künstliche Intelligenz zum Einsatz bringen“, weiß Bender beispielsweise. Bei herkömmlichen Kameras genügt eine unglückliche Licht-Reflexion, und ein feiner Riss im Bauteil wird nicht erkannt. KI kann das besser, kann durch Referenzteile „lernen“. Daher hat Bender für 2026 bereits einen hohen fünfstelligen Betrag für eine technische Eigenentwicklung auf diesem Feld eingeplant. Weiter Entwicklungsinvestitionen sollen folgen – so, wie es wirtschaftlich abbildbar ist. Der Kauf einer fertigen KI-gestützten Anlage bei externen Herstellern würde mit einem deutlich sechsstelligen Betrag zu Buche schlagen. Bender: „Unsere eigene Entwicklung und der eigene Anlagenbau sollen hier Vorreiter sein.“

Für den Betrieb der anspruchsvollen Technik braucht Bender Fachpersonal, das nicht leicht zu bekommen ist. Ein Anwendungstechniker muss bei SDC die komplexen Prüflogiken einrichten – was nicht 1:1 einem bestehenden Ausbildungsberuf entspricht. 

Daher setzt Bender in der Ausbildung notwendige Akzente selbst. In diesem Jahr zieht er erstmals seit 2021 einen Azubi heran, der als Maschinen- und Anlagenführer auch den Schwerpunkt Software-Entwicklung beherrscht. „Grundlage ist ein Ausbildungskonzept, das wir selbst entwickelt haben“, so der Geschäftsführer. Weiter Ausbildungsplätze im Bereich Logistik und im kaufmännischen Bereich sollen folgen

Für die Zukunft ist Bender trotz aller Herausforderungen zuversichtlich: „Für uns gibt es immer was zu tun.“ Denn die Produktqualität in den Betrieben der Kunden werde nicht besser. Oft scheine es, als fehle inzwischen die Gewissenhaftigkeit bei der Herstellung. „Heute passieren Fehler, die früher in dieser Häufigkeit nicht passiert sind“, ist Bender überzeugt. Vielleicht, weil auch andernorts Fachkräfte fehlen. Für SDC ist das eher Ansporn als ein Problem: „Unser Ziel ist die hundertprozentige Sortierung durch SDC – wie eine lückenlose Endkontrolle für das Kundenunternehmen.“ Der Weg dahin wird herausfordernd. Bender aber ist überzeugt: „Wir sind dafür gut aufgestellt.“